Bluthochdruck bei Parodontitis

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Bakterielle Infektion des Zahnhalteapparats ist mit einem größeren Risiko für erhöhten Blutdruck verbunden

Schematische Darstellung einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis)

Schematische Darstellung einer Zahnfleischentzündung (Gingivitis)

© nerdture / Creative Commons Lizenz CC BY-SA 3.0, https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/

London (Großbritannien) –

Patienten mit Parodontitis haben ein erhöhtes Risiko, an Bluthochdruck zu erkranken. Frühe Diagnose und erfolgreiche Behandlung der bakteriellen Zahninfektion könnten auch generelle Entzündungen im Körper dämpfen und so die Funktion geschädigter Blutgefäße wieder normalisieren, berichten britische Forscher im Fachblatt „Hypertension“. Während eine Karies nur die Zahnsubstanz angreift, kommt es bei einer Parodontitis zur Entzündung des gesamten sogenannten Zahnhalteapparats. Dabei vermehren sich bestimmte Mundbakterien zunächst in Zahnfleischtaschen und zerstören dann sowohl Zahn- als auch Knochengewebe, was unbehandelt zum Zahnausfall führt. Die Erreger können sich zudem über den Blutstrom ausbreiten und Infektionen in anderen Körperregionen verursachen.

„Bei Patienten mit Zahnfleischerkrankungen stellen wir oft einen erhöhten Blutdruck fest, insbesondere bei aktiver Zahnfleischentzündung oder Zahnfleischbluten“, sagt Eva Muñoz Aguilera vom University College London. „Parodontitiserreger schädigen das Zahnfleisch und lösen Entzündungsprozesse aus, was die Entwicklung systemischer Erkrankungen wie Bluthochdruck begünstigen kann“, erklärt Abteilungsleiter Francesco D’Aiuto. Erhöhter Blutdruck tritt bei etwa einem Drittel der Bevölkerung auf, bleibt aber oft unbemerkt und unbehandelt. Ausgeprägter Bluthochdruck erhöht das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen, darunter Schlaganfall und Herzinfarkt.

Die Forscher untersuchten zwei Gruppen von jeweils 250 Erwachsenen, die durchschnittlich 35 Jahre alt waren. Die Mitglieder der einen Gruppe litten unter einer schweren Parodontitis, waren aber ansonsten gesund. In der anderen Gruppe wurde diese Zahnerkrankung nicht diagnostiziert. Die Zahl weißer Blutkörperchen und der Gehalt an C-reaktivem Protein (CRP) in Blutproben lieferten Hinweise auf das Ausmaß von Entzündungsprozessen im Körper. Für den statistischen Vergleich wurden Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI), Tabakkonsum und körperliche Aktivität der einzelnen Testpersonen berücksichtigt.

Patienten mit Parodontitis hatten einen im Schnitt um 3,4 mm Hg erhöhten systolischen Blutdruck, der in 14 Prozent der Fälle über 140 lag. In der Kontrollgruppe erreichten nur 7 Prozent so hohe Werte. Schon Zahnfleischbluten – das früheste Anzeichen einer entstehenden Parodontitis – war bereits mit erhöhten Blutdruckwerten verbunden. Parodontitispatienten hatten höhere Blutwerte für weiße Blutkörperchen und CRP. Obwohl in dieser Studie nicht direkt nachgewiesen, sprechen einige Studien, in denen die Behandlung einer Parodontitis zu einer Blutdrucksenkung führte, für einen kausalen Zusammenhang, schreiben die Autoren.

„Unsere Ergebnisse bestätigen auch, dass sich besorgniserregend viele Menschen ihrer möglicherweise erhöhten Blutdruckwerte nicht bewusst sind“, sagt D’Aiuto. Zahnärzte, die eine Parodontitis diagnostizieren, sollten diesen Patienten eine Kontrolle ihres Blutdrucks empfehlen. Gegebenenfalls könnten dann Zahnerkrankung und Bluthochdruck gleichzeitig behandelt werden. Regelmäßiges Zähneputzen und Vorsorgeuntersuchungen würden dabei helfen, die Entwicklung einer Parodontitis zu verhindern und damit auch das Bluthochdruckrisiko zu senken.

© Wissenschaft aktuell

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