Hormon aus Fettgewebe schützt Frauen vor Leberkrebs

Das von Fettzellen freigesetzte Hormon Adiponektin unterdrückt das Wachstum von Lebertumoren, was bei Männern durch Testosteron gehemmt wird

In männlichen Mäusen entwickeln sich durch Erhöhung des Adiponektin-Spiegels kleinere Lebertumore (rechts) als in normalen Tieren (links).

In männlichen Mäusen entwickeln sich durch Erhöhung des Adiponektin-Spiegels kleinere Lebertumore (rechts) als in normalen Tieren (links).

© Manieri et al., 2019

Madrid (Spanien) –

Männer erkranken viel häufiger an einem Leberzellkarzinom als Frauen. Auch bei Fettleibigen ist das Krankheitsrisiko erhöht. Diese Zusammenhänge lassen sich durch die unterschiedlich starke Produktion des Hormons Adiponektin im Fettgewebe erklären, wie spanische Mediziner jetzt herausgefunden haben. Demnach beruht das geringere Leberkrebsrisiko von Frauen auf einem hohen Blutspiegel an Adiponektin, welches die Vermehrung von Tumorzellen in der Leber hemmt. Bei Männern und auch bei Fettleibigkeit ist der Hormonspiegel niedriger und der Schutzeffekt schwächer, berichten die Forscher im „Journal of Experimental Medicine“. Diese Erkenntnisse könnten dazu beitragen, neue Therapien gegen eine der weltweit häufigsten bösartigen Krebsformen zu entwickeln.

„Wir haben die Wirkung von Testosteron auf das Fettgewebe untersucht und konnten zeigen, dass Testosteron die Freisetzung von Adiponektin ins Blut verringert“, sagt Leticia Herrera-Melle aus dem Labor von Guadalupe Sabio am Centro Nacional de Investigaciones Cardiovasculares in Madrid. Adiponektin ist eines von mehreren Hormonen des Fettgewebes, die das Hungergefühl und den Stoffwechsel regulieren. In Experimenten mit Mäusen konnten die Forscher nachweisen, dass das männliche Sexualhormon Testosteron ein Protein in Fettzellen aktiviert und dadurch die Produktion von Adiponektin hemmt. Nach einer Kastration stieg der Blutspiegel an Adiponektin auf ähnlich hohe Werte wie bei weiblichen Tieren, so dass eine Vermehrung implantierter Leberkrebszellen unterdrückt wurde. Bei genetisch veränderten Mäusen, die kein Adiponektin mehr bilden konnten, unterschieden sich männliche und weibliche Tiere im Wachstum solcher Tumorzellen nicht mehr.

Lebertumorzellen bilden vermehrt Rezeptoren für Adiponektin. Das Andocken des Hormons aktiviert zwei Proteine, die das Krebswachstum hemmen. Die jetzt aufgedeckte Kommunikation zwischen Sexualhormon, Fettgewebe und Leber zeige, warum das Leberkrebsrisiko vom Geschlecht abhängt, sagt Sabio. Da bei Fettleibigkeit der Adiponektin-Spiegel sinkt, erkläre dieser Zusammenhang auch das erhöhte Risiko von Fettleibigen, an Leberkrebs zu erkranken. Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, ob der Einsatz von Adiponektin zur Behandlung des Leberzellkarzinoms geeignet ist. Möglicherweise, so Sabio, könne dazu auch das Diabetesmedikament Metformin eingesetzt werden, das an dasselbe Protein bindet wie das Hormon.

© Wissenschaft aktuell

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